Transferleistungen: Größerer Teil geht nicht an finanziell bedürftige Haushalte

Das Ziel des deutschen Steuer- und Transfersystems ist eine gleichmäßigere Verteilung der Nettoeinkommen der Bürger als der Markteinkommen. Diese Umverteilung erfolgt zum Großteil über das Sozialversicherungssystem. Der größere Teil der staatlichen Leistungen fließt aber nicht an finanziell bedürftige Haushalte. Abgesehen von der Grundsicherung gehen viele Transfers auch an Mittelschichtbürger oder Wohlhabende, wie eine aktuelle Studie des DIW Berlin zeigt.

Staatliche Transferleistungen haben größten Anteil im Staatshaushalt
Im internationalen Vergleich ist Deutschland ein Land mit einer hohen Einkommensumverteilung, insbesondere durch die breit ausgebauten Sicherungssysteme. Sie dienen der Bekämpfung von Armut und der Sicherung des Lebensstandards im Alter, bei Krankheit oder Arbeitslosigkeit. Daher fließen sie auch an Bürger ohne Anspruch auf Grundsicherung. Etwa 18 Prozent des Bruttoinlandsproduktes fließen pro Jahr an staatlichen Transferleistungen, sie haben den größten Anteil am Staatshaushalt.

Untersuchung der Wirkung der staatlichen Umverteilung
Die Daten der Haushaltserhebung „Sozio-oekonomisches Panel“ für 2011 dienten als Grundlage für die Untersuchung der Wirkungen der staatlichen Umverteilung. Wie weit geht die Reduzierung der Einkommensungleichheit durch das Transfersystem und wie zielgenau sind die Leistungen? Nur die rein monetäre Umverteilung wurde betrachtet.

Transfers sorgen für Ausgleich der unterschiedlichen Markteinkommen
Die Bevölkerung wurde nach Höhe der jährlichen Haushaltsnettoeinkommen aufsteigend sortiert und in zehn gleich große Gruppen aufgeteilt. Die Ungleichheit der Markteinkommen (sämtliche Erwerbs- und Vermögenseinkommen) war wie erwartet am höchsten. Der Gini-Koeffizient, ein Maß für die Messung der Ungleichheit, liegt bei 0,5. Durch Transfers, Steuern und Sozialbeiträgen sind die Haushaltseinkommen viel gleichmäßiger verteilt als die Markteinkommen, der Gini-Koeffizient liegt bei 0,29. Die Umverteilung bewirkt eine Steigerung des verfügbaren Einkommens gegenüber dem Markteinkommen bei den unteren Einkommensgruppen und eine Senkung bei den oberen Einkommensgruppen. Die ärmere Bevölkerung erhält Zahlungen Staat, der Zahlungen von der reicheren Bevölkerung erhält.

Rentenversicherung hat größten Anteil an Transferleistungen
Die Gesetzliche Rentenversicherung hat zwar gesamtwirtschaftlich betrachtet den größten Anteil an den Transferleistungen. Ihr Beitrag zur Umverteilung ist langfristig aber relativ gering, soweit Bürger früher gleichwertige Beiträge für die Leistungen gezahlt haben. Insofern hat nur der aus Steuermitteln finanzierte Anteil der Leistungen Relevanz für die Umverteilung.

Grundsicherungsleistungen haben hohe Umverteilungswirkung
Die staatlichen Grundsicherungsleistungen (z. B. Hartz IV) haben eine hohe Umverteilungswirkung. Sonstige Transfers, etwa Kindergeld, werden breit über alle Einkommensgruppen unabhängig von der Bedürftigkeit gewährt. Daher haben sie kaum Umverteilungswirkung zwischen den Einkommensschichten.

(Quelle: http://diw.de/de/diw_01.c.100319.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen.html?id=diw_01.c.497254.de)

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