Aktivistische Investoren gewinnen rasant an Bedeutung, ihnen obliegt die Verwaltung von knapp acht Prozent des global in Hedgefonds angelegten Kapitals. Die Studie „Agitators and reformers: How to respond to activist investors“ von Bain & Company hat die Herausforderungen für börsennotierte Unternehmen analysiert. Während die Aktivisten oft Wert für Aktionäre schaffen, kann dies mit großer Unruhe und hohen Kosten verbunden sein. Unternehmen haben Nachvollbedarf bei der Vorbereitung auf mögliche Attacken.
Aktivistische Aktionäre verwalten acht Prozent des in Hedgefonds angelegten Kapitals
Die relativ neue Investorengattung der aktivistischen Aktionäre ist global seit dem Jahr 2000 auf dem Vormarsch und hat in Deutschland schon einige DAX-Konzerne ins Visier genommen. Die Zahl der Engagements ist seitdem im Schnitt um 34 Prozent pro Jahr gestiegen, aktuell werden knapp acht Prozent des global in Hedgefonds angelegten Kapitals (fast drei Billionen US-Dollar) von aktivistischen Investoren verwaltet. Trotz deren oft hoher Marktkapitalisierung sind mit wachsenden Ressourcen die größeren, profitablen Unternehmen das Ziel der Fonds. Apple hat auf Aktivisten mit einem Aktienrückkauf reagiert.
Engagements von Aktivisten nicht immer feindlich
Entgegen der gängigen Meinung ist das Interesse aktivistischer Investoren nicht nur auf angeschlagene Unternehmen beschränkt. Zudem sind nur 40 Prozent der Engagements im letzten Jahr feindlich gewesen, was ebenfalls von der gängigen Meinung abweicht. Die Rolle der aktivistischen Investoren am Kapitalmarkt wird immer größer und simple Abwehrreflexe bringen nichts. Börsennotierte Unternehmen sollen sich intensiv mit ihrem Vorgehen und ihren Investmentansätzen befassen.
Aktienrendite steigt durch aktivistische Investoren
Aus Anlegersicht haben aktivistische Investoren einen Vorteil: Die Aktienrendite steigt durch ihre Engagement. Im Schnitt liegt diese bei den betroffenen Unternehmen in erstem Jahr 1,5 Prozent über dem jeweiligen Branchenindex. Auch über drei Jahre hinweg entwickelt sich die Rendite besser. Trotzdem könne das Ziel der Forderungen der Aktivisten auch die kurzfristige Erhöhung der Profitabilität sein, womit sie die langfristig angelegten Unternehmensstrategien durchkreuzen.
Gute Vorbereitung auf Engagement aktivistischer Investoren
Eine gute Vorbereitung hilft Unternehmen, sich besser auf das Engagement aktivistischer Investoren einzustellen. Hier haben die Unternehmen aber noch ein Manko. Wichtig ist, dass die Investmentthesen der neuen Aktionäre bekannt sind, z. B. eine stärkere Beteiligung der Aktionäre am Unternehmenserfolg, ein strategischer Kurswechsel oder die Vorstandsvergütung. Der Austausch hochrangiger Führungskräfte ist in mehr als 75 Prozent eine Forderung. Die Mehrzahl der aktivistischen Zielunternehmen bereitet schon im Vorfeld eine eigene, umfassende und detaillierte Agenda zur Veränderung des Zielunternehmens. Nur wenige bewegen das Management mithilfe öffentlichen Drucks zu kurzfristigen Aktionen.
Anfälligkeit für aktivistische Investoren prüfen
Wenn man um die Herausforderungen weiß, muss man die Anfälligkeit des Unternehmens für aktivistische Investoren prüfen. Treten dabei Schwächen zutage, sollten diese zügig behoben werden, da Aktivisten einerseits mit Forderungen nach einer leistungsgerechteren Vorstandsvergütung oder nach Sonderdividenden die Öffentlichkeit mobilisieren und auf Hauptversammlungen Mehrheiten zu gewinnen. Andererseits kann eine geschärfte Strategie, ein bereinigtes Portfolio oder eine neue Ausschüttungspolitik die Bewertung am Kapitalmarkt erhöhen, was zu geringeren Arbitrage-Möglichkeiten führt, was die Gefahr eines Engagements aktivistischer Investoren senkt.
Verstärkt mit Anteilseignern auseinandersetzen
Besonders wichtig ist dabei die verstärkte Auseinandersetzung mit Anteilseignern, ihren Interessen und einer hochprofessionellen Kapitalmarktkommunikation. Wesentlich ist die Diskussion möglicher Erwartungslücken. Zugleich braucht man konkrete Pläne, falls Aktivisten Interesse zeigen. So sind Unternehmen gewappnet und können unverzüglich den Dialog mit den Aktivisten starten und die Berechtigung der Forderungen diskutieren.
Offenheit statt defensives Verhalten
Oft besteht die Reaktion der Unternehmen in Schweigen oder defensivem Verhalten. Stattdessen sollte den Aktivisten mit derselben Offenheit wie anderen Anteilseignern gegenübergetreten werden. Sind die Managementpläne überzeugend, besteht oft auch Kooperationsbereitschaft bei den Aktivisten, denn ihr vorrangiges Ziel ist die Wertsteigerung.