Der Bundesverband deutscher Banken hat eine Rede von Dr. Hans-Joachim Massenberg, dem Stellvertretenden Geschäftsführer des Verbandes zum Thema Risikolage und Risikotragfähigkeit des deutschen Bankensektors veröffentlicht. Darin versichert Massenberg, dass die Risikotragfähigkeit sich verbessert hat und dass die deutschen Banken weiterhin ihren Teil zur Risikobegrenzung an den Finanzmärkten beitragen werden.
Risiko nicht als Hemmnis betrachten, sondern Balance zwischen Risiko und Chance
Der wachsende Wohlstand der Welt ist zu einem großen Anteil den Finanzmärkten der Industrieländer und der Schwellenländer zu verdanken. Bei Debatten über Finanzmarktstabilität wird oft auf die Risiken hingewiesen, was sachlich auch richtig ist, aber nicht vergessen sollte man, dass jedes Finanzgeschäft Risiken birgt. Die Marktteilnehmer wagen Transaktionen nur dann, wenn sie der Meinung sind, dass der Erfolg wahrscheinlicher als ein Verlust ist. Wenn die Marktteilnehmer ein Finanzmarktprodukt als sinnlos empfinden, kann es sich auch nicht am Markt behaupten. Diese Zusammenhänge sind es, die wirtschaftliche Dynamik und Wohlstand hervorbringen. Die Risiken sollten nicht dazu verleiten, Transaktionen abzublasen. Die Stabilisierung der Finanzmärkte darf nicht dahin gehen, nur die Risiken zu verhindern, sondern muss ein Gleichgewicht zwischen Risikobegrenzung und der Beibehaltung der positiven Effekte der freien Finanzmärkte schaffen.
Aufsicht für Finanzmarkt essentiell
Um einen Finanzmarkt stabil und wettbewerbsfähig zu halten ist eine effektive Aufsicht, die den Gläubigerschutz gewährleistet und den Marktteilnehmern genug Handlungsfreiheit lässt, essentiell. Direkte Eingriffe in die Verwendung von Geldern hätten hingegen Instabilität zur Folge. Auch die Wirtschafts-, Geld- und Finanzpolitik muss ihren Beitrag zur Sicherung stabiler Finanzmärkte leisten, was bedeutet, dass die Verantwortlichen das nötige Know-how mitbringen müssen.
Risikosteuerung als Stabilitätssicherung der Finanzmärkte
Die Fähigkeit von Banken, Risiken angemessen steuern zu können, ist unerlässlich für die Stabilität der Finanzmärkte. Das ist die logische Folge aus der Tatsache, dass es am Ende von Finanztransaktionen immer heißt: Forderung oder Verbindlichkeit gegenüber der Bank. Für die Notenbanken sind Banken die letzte Quelle der Stabilität, weshalb es wichtig ist, dass die Banken risikotragfähig sind.
Große Veränderungen in der Risikosituation der Banken
Während der letzten 30 Jahre hat die Risikosituation der Banken tiefgreifende Veränderungen erfahren. Die Wichtigkeit des Kredit- und Einlagengeschäfts nimmt ab, dafür gewinnen Kapitalmarktgeschäfte und außerbilanzielle Transaktionen an Gewicht. Die Grenzen zwischen den Marktsegmenten werden immer unklarer. Die für das Risiko-Management verantwortlichen Mitarbeiter in den Kreditinstituten haben jetzt eine andere Aufgabe als früher. Der Chief Risk Officer (CRO) ist für den Umgang mit allen Risiken verantwortlich und nicht mehr die einzelnen Geschäftsbereiche, die die Risiken übernehmen. Auch die Instrumente für das Risikomanagement haben sich stark verändert. Durch Derivate ist die Handhabung unvorhergesehener Ereignisse einfacher und die Risiken verteilen sich auf mehrere Schultern, was dem System mehr Stabilität verliehen hat. Auch die Vorschriften nach Basel II haben die Banken deutlich risikotragfähiger gemacht, sie können heute besser mit Krisensituationen fertig zu werden.
Deutsches Bankensystem ausreichend resistent gegenüber makroökonomischen Schocks
Schon 2003, als die deutsche Kreditwirtschaft in einer schwierigen Situation steckte, war der deutsche Bankensektor nach Angaben des Internationalen Währungsfonds, der den deutschen Bankensektor überprüft hat, gegenüber makroökonomischen Schocks resistent. Und heute ist die Widerstandsfähigkeit sogar noch größer, was den umfassenden Umstrukturierungen der Banken zu verdanken ist. Insgesamt ist im gesamtwirtschaftlichen Umfeld eine deutliche Verbesserung erkennbar, die auch in den nächsten Jahren erhalten wird. In dieser Prognose sind potenzielle Risiken durchaus mitbedacht.