Eine Studie von A.T. Kearney hat die Zukunft für die deutsche IT-Industrie analysiert. Dabei kam heraus, dass die Unternehmen in den nächsten fünf Jahren ihre IT-Abteilungen zunehmend auslagern werden. Damit wird der Markt für IT-Dienstleistungen stark anwachsen. Vor allem große internationale IT-Dienstleister, die z.B. Offshoring betreiben, oder industriebezogene Nischenanbieter haben die besten Zukunftsaussichten. Dagegen werden die IT-Dienstleister, denen es an kritischer Masse oder an einen klaren Industrie- oder Spezialprofil mangelt, keinen Vorteil aus den Möglichkeiten ziehen können, die sich aus der steigenden Nachfrage ergeben, sondern vielmehr Opfer der Konsolidierung werden. Die deutschen Unternehmen werden klassiche IT-Arbeitsplätze zugunsten IT-Fachkräften mit speziellem Know-how in Wirtschaft oder der Branche abbauen. Daran mangelt es Deutschland allerdings.
IT muss hohe Anforderungen erfüllen
Die neuen Technologien und ihre Möglichkeiten setzen die Unternehmen in fast allen Branchen unter Druck, ihre Wettbewerbsvorteile zu behaupten und auszubauen. Um die Herausforderungen erfüllen zu können, brauchen die Unternehmen ihre IT. Aus diesem Grund muss die IT-Organisation in vielen Unternehmen verändert werden und außerdem besser an die Business-Anforderungen angepasst werden. Die IT hat sich an die Kernprozesse des Unternehmens anzupassen und soll zum Unternehmenswachstum und zur Effizienz beitragen. In den meisten Branchen wird die IT als Kostentreiber und nicht als Werttreiber angesehen. Um sich besser aufzustellen, muss die IT mehr tun als nur die Anforderungen des Unternehmens zu erfüllen, sondern auch ihren speziellen, taktischen Part im Unternehmen und in der Branche verstehen, um das Unternehmen beim taktischen Einsatz und beim operativen IT-Betrieb bestmöglich beraten zu können. Dies ist bei der IT im Maschinenbau, in der Energiewirtschaft und im Einzelhandel noch ausbaufähig, bei den Finanzdienstleistern und Telekommunikationsunternehmen sieht es viel besser aus. Die Konsequenz aus der Tatsache, dass die IT das Kerngeschäft eines Unternehmens stützen soll, ist geringere Technikkonzentration, Reduktion der Wertschöpfungstiefe und intelligentes Outsourcing der IT.
Steigerung von IT-Sourcing führt zu Arbeitsplatzabbau
Schon jetzt investieren deutsche Industrieunternehmen 13 Mrd. Euro in IT-Services von externen IT-Anbietern. Damit gehen fast 35% der Gesamtausgaben an das Outsourcing der IT. Und in den nächsten fünf Jahren werden die Unternehmen ihre Ausgaben um ungefähr 80% auf 33 Mrd. Euro erhöhen. Dies hat schwerwiegende Folgen für die Mitarbeiter der IT-Abteilungen, denn bis 2010 werden aufgrund des Outsourcings rund 120.000 Mitarbeiter ihre Jobs in den IT-Abteilungen verlieren. Damit werden die Arbeitsplätze aber nicht nur von einem Unternehmen zu einem Dienstleistungsunternehmen transferiert, denn nur 30% der verschobenen Arbeitsplätze bleiben in Deutschland. Die übrigen 70% gehen entweder in Niedriglohnländer oder werden vollständig abgebaut aufgrund der höheren Produktivität der IT-Dienstleister, so dass diese Jobs unnötig werden. Bis dahin werden die meisten Unternehmen die IT so aufbauen, dass sie auf das Kerngeschäft ausgerichtet ist. Die Auslagerung wird sich über einen Großteil des operativen Betriebs und die Wartung und Entwicklung von Standardanwendungen erstrecken. Aber die Unternehmen werden sich darauf beschränken, nur bestimmte IT-Prozesse und -Services sowie bestimmte Geschäftsprozesse auszulagern, da große „Full-Outsourcing“-Projekte sich mehrfach als Misserfolg erwiesen haben.
Nicht alle IT-Service-Anbieter werden von Outsourcing profitieren
Die IT-Dienstleister profitieren bereits vom Outsourcing, aber nicht alle IT-Anbieter können auch in eine rosige Zukunft blicken. Die Konsolidierung hat bereits angefangen und nur bestimmte IT-Anbieter werden auch in Zukunft erfolgreich sein. Das sind diejenigen, die Global Player sind und aufgrund ihrer Größe Kostenvorteile generieren können, die, die über globale Produktionsnetzwerke verfügen, wie z.B. Offshoring in Indien oder Nearshoring in Osteuropa, und/oder diejenigen, die Spezialisten für eine Branche oder Technologienische sind. Die Global Player müssen auf aggressives Kostenmanagement, Synergien und Skaleneffekte setzen. Außerdem ist es für sie wichtig, ein besseres Verständnis für das Geschäft ihrer Kunden entwickeln, damit sie gegen die Spezialisten ankommen können. Bei den regionalen Anbietern wird wohl die Unterstützung durch Finanz- und Strategieinvestoren nötig sein, um Wachstum zu gewährleisten. Für die Nischenanbieter ist Offshoring ebenfalls ein wichtiger Erfolgsfaktor, weil dies die Innovationskraft steigert.
IT-Experten mit Fach- und BWL-Know-how benötigt
Bis zum Jahr 2011 wird es ungefähr 25.000 neue Jobs für IT-Experten, die über Branchen- und Wirtschafts-Know-How verfügen, geben. Deren Hauptaufgabe wird in der Beratung und Vermittlung zwischen den Fachbereichen in Unternehmen und IT-Dienstleistern sein. Diese werden aber nicht nur von IT-Dienstleistungsunternehmen gesucht werden, sondern auch von anderen Unternehmen. Zu diesem Zweck werden Mitarbeiter benötigt, die in IT und Betriebswirtschaft bewandert sind oder die Erfahrung mit der Branche des Unternehmens haben. Das Problem ist, dass es 18.000 weniger solcher Fachkräfte gibt, als Nachfrage besteht. Durch Extra-Qualifizierungsmaßnahmen könnte dies jedoch ausgeglichen werden. Nur sind diese zeit- und kostenintensiv.