Die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage, die vor allem durch ihre Print-Erzeugnisse Umsatz machen, geraten immer mehr unter Druck, da die Auflagen seit zehn Jahren stetig zurückgehen und der deutsche Werbemarkt rückläufig ist. Letzteres liegt zum einen an den veränderten Gewohnheiten der Medienkonsumenten und zum anderen an der aktuelle Konjunkturschwäche. Die Deloitte-Studie „Finanziellen Spielraum aktiv nutzen – Zeitungs- und Zeitschriftenverlage in konvergierenden Medienmärkten“ belegt, dass die Branche vor einem Schnitt steht, denn viele Unternehmen kommen nun ernsthaft in Bedrängnis.
Abwärtstrend aktiv entgegensteuern
Das traditionelle Geschäftsmodell der Verlage ist durch die rückgängigen Werbebuchungen und die weiter ansteigenden Rabatte gefährdet. Auch einzelne Copy-Preiserhöhungen werden den weiteren Rückgang der Vertriebserlöse nicht aufhalten können. Allerdings haben die Verlage noch finanziellen Spielraum, der es ihnen erlaubt, dem Abwärtstrend aktiv entgegenzusteuern. Sechs strategische Handlungsoptionen stehen zur Auswahl: aktive Konsolidierung, Diversifikation, Internationalisierung, Fokussierung auf Nischenmärkte, geordneter Rückzug und Desinvestition.
Transaktionen haben Lage nicht entspannt
In den letzten zwei Jahren haben die deutschen Verlage mehr als 150 Transaktionen getätigt, um ihre Geschäftsmodelle an die Konvergenzentwicklung im Technologie-, Medien- und Telekommunikationsmarkt anzupassen, aber das hat die Lage nicht entspannt. Die internationale Entwicklung lässt im Gegenteil Einbrüche fürchten.
Deutsche Verlage haben größeren Spielraum für Handlungsoptionen
Die deutschen Unternehmen stehen zwar vor zahlreichen Herausforderungen sind aber verglichen mit der internationalen Konkurrenz besser aufgestellt, da sie ihr Kapital effizienter einsetzen und zuletzt höhere Kapitalrenditen erwirtschaftet haben. Sie haben also Spielraum, um verschiedene strategische Handlungsoptionen zu nutzen, um sich für die Zukunft aufzustellen. Die aktive Konsolidierung hat das Ziel, Markt- und Kostenführer im Printgeschäft zu werden, bei der Diversifikation zu einem integrierten Medienkonzern geht es um die Erschließung digitaler Wachstumsmärkte und der Schaffung von Synergien. Internationalisierung zielt auf Wachstum außerhalb des gesättigten deutschen Marktes, Fokussierung auf Nischenmärkte hat das Ziel, spezielle Informations- und Unterhaltungsbedürfnisse abzudecken. Der geordnete Rückzug zielt darauf, loyale und zahlungsbereite Leser zur Optimierung des Free Cashflows zu halten. Die letzte Möglichkeit ist Desinvestition, also der kurzfristige Marktaustritt mit maximalem Verkaufserlös. Der Rückzug ist allerdings als letztes Mittel in Betracht zu ziehen, die Verlage sollten besser den vorhandenen Spielraum nutzen, um eine aktive Rolle im strukturellen Wandel zu übernehmen. Sie sollten sich daher über ihre Optionen klar werden und dann entsprechende Zukunftskonzepte entwickeln.