Im Juli 2015 war der früheste online angebotene Termin für eine Ummeldung in Berlin der 24. September, und das obwohl die gesetzliche Frist für die Ummeldung bei zwei Wochen liegt. Das ist die Grundlage für ein Start-up, das die Website der Bürgerämter automatisiert nach kurzfristig freiwerdenden Terminen sucht und sie gegen Gebühr an seine Kunden vermittelt. Das illustriert das Manko beim E-Government in Deutschland. Den Behörden mangelt es oft an Flexibilität,
Innovationsfähigkeit und Kundenfreundlichkeit. Viel zu selten wird die Online-Abwicklung von Behördengängen angeboten. Und die wenigen vorhandenen
Online-Angebote sind nicht ausreichend nutzerfreundlich. Das Land Berlin empfiehlt z. B. den Anruf beim Bürgertelefon und die regelmäßige Aktualisierung der Terminseite, um zu sehen, ob Termine vielleicht freigeworden. Hier könnte sich das Land Berlin ein Beispiel an dem Start-up nehmen und freiwerdende Termine automatisch an Personen einer Warteliste vergeben. Die Integration von Priorisierungen für dringende Angelegenheit ist problemlos möglich, wie das Start-up überdeutlich demonstriert hat.
E-Governement-Angebote werden weniger genutzt
Nun rächt sich nach Meinung des Bitkom auch die mangelnde Werbung für die Möglichkeiten des neuen elektronischen Personalausweises. Die sichere Identifikation mit dem Ausweis erlaubt die Online-Abwicklung vieler Behördengänge. Zusätzlich wird das E-Government oft durch gesetzliche Bestimmungen behindert, die ein unterschriebenes Formular oder persönliches Erscheinen erforderlich machen. So ist kein Wunder, dass die Zahl der Deutschen, die digitale Bürgerdienste nutzen, jetzt sogar rückläufig ist. Laut „E-Government-Monitor 2015“ nutzen nur 39 Prozent der deutschen Internetnutzer E-Government-Angebote (2014: 45 Prozent). In anderen europäischen Ländern liegt die Nutzung deutlich höher, z. B. in Dänemark, den Niederlanden und Schweden. Durch ein Normenscreening will das Bundesinnenministerium alle vermeidbaren Schriftform-Erfordernisse streichen, konkrete Ergebnisse blieben aber bisher aus.
(Quelle: https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/E-Government-muss-buergerfreundlicher-werden.html)