Chemie-Branche: Start-ups bekommen wenig Wagniskapital trotz Stärkung der Branche

Die deutschen Chemie-Start-ups stärken die Branche durch innovative Produkte und Dienstleistungen. Allerdings hinkt Deutschland beim Wagniskapital für Chemie-Start-ups und der generellen Gründungsaktivität in der Chemie-Branche hinter anderen europäischen Ländern klar zurück. Das zeigt eine Studie des ZEW.

Chemie-Start-ups positionieren sich an Schnittstelle zwischen traditioneller Chemie und neuen Anwendungsgebieten
Viele Chemie-Start-ups bieten Spezialprodukte für die industrielle Produktion und spezifische Dienstleistungen für etablierte Chemieunternehmen an. Ihre Kompetenz liegt in der Schnittstelle zwischen traditioneller Chemie und neuen Anwendungsgebieten, z. B. digitale Lösungen oder Plattformtechnologien.

Nur 2,4 Millionen Euro Wagniskapital für Chemie-Unternehmen in 2018
Bei den Wagniskapitalinvestitionen hinken die deutschen Chemie-Start-ups im europaweiten Vergleich hinterher. In 2018 flossen in Europa insgesamt 54,5 Millionen Euro in Chemieunternehmen. In Deutschland waren es nur 2,4 Millionen Euro, so wenig wie seit 2007 nicht mehr. Am meisten wurde in 2011 mit 34,5 Millionen Euro in deutsche Chemieunternehmen investiert.

Deutschland rutscht beim Chemie-Wagniskapital ab
Zwischen 2015 und 2018 flossen im Schnitt rund sieben Prozent der kompletten Wagniskapitalinvestitionen in der europäischen Chemie-Branche an deutsche Unternehmen. Damit liegt Deutschland auf Platz 7 hinter Großbritannien (19 Prozent), den Niederlanden (16 Prozent), Belgien (13 Prozent), Frankreich (elf Prozent), Spanien (zehn Prozent) und Norwegen (acht Prozent). Von 2007 bis 2010 rangierte Deutschland hingegen mit 16 Prozent auf Platz 2. Der Großteil des Wagniskapitals floss in Deutschland zwischen 2015 und 2018 in die Digitalwirtschaft (46 Prozent) und die Biotech- und Gesundheitsbranche (19 Prozent). Diese Entwicklung im deutschen Wagniskapitalmarkt sollte die Gesetzgeber zur Verbesserung der Anreize zur Mobilisierung privaten Wagniskapitals animieren, damit der Chemie-Forschungsstandort Deutschland nicht gefährdet wird.

Wagniskapital fließt an Chemie-Start-ups, die Patente anmelden
Die meisten Wagniskapitalgeber für deutsche Chemie-Start-ups investieren in Unternehmen, die Patente anmelden. Zwar haben die deutschen Chemie-Start-ups aktuell fast 550 Patente angemeldet, allerdings erfolgte mindestens eine Patentanmeldung nur bei 25 Prozent der Start-ups. Das liegt daran, dass die meisten Chemie-Start-ups Dienstleistungen anbieten und sich Innovationen in diesem Bereich meist nicht patentieren lassen. Auch Start-ups, die auf Forschung und Entwicklung spezialisiert sind, melden oft keine Patente an, da sie für Dritte arbeiten und ihre Ergebnisse deshalb nicht selbst schützen können. Hinzu kommt, dass die Gründungsrate in der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie rückläufig ist, während bei den meisten europäischen Vergleichsländern das Gegenteil der Fall war.

(Quelle: https://www.zew.de/de/presse/pressearchiv/start-ups-staerken-deutsche-chemie-branche-haben-aber-bei-wagniskapital-das-nachsehen/)

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