Das DIW Berlin hat ein neues Verfahren für kurzfristige Prognosen der Arbeitsmarktzahlen vorgestellt, das auf Suchanfragen bei Google basiert. Das neue Prognosemodell ermöglicht die Vorhersage der Zahl der Arbeitslosen durchschnittlich einen Monat vor der Bekanntgabe der Zahlen durch die Bundesagentur für Arbeit. Zuverlässige frühzeitige Prognosen sind gerade in Krisenzeiten gefragt, aber da es keine rechtzeitig verfügbaren Primärdaten gibt und wegen rascher struktureller Veränderungen ist dies mit traditionellen Verfahren bisher nicht möglich.
Arbeitsmarktprognosen durch Krise erschwert
Neue Prognoseverfahren sind in Zeiten großer wirtschaftlicher Unsicherheit wichtig, da die etablierten Verfahren aufgrund struktureller Brüche in der Krise an ihre Grenzen stoßen. Arbeitsmarktprognosen werden zum einen durch die Krise und zum anderen durch die daraus resultierenden wirtschaftspolitischen Maßnahmen, z. B. Kurzarbeit erschwert. Die Entwicklung der letzten Monate wurden von dem Modell richtig prognostiziert, ein neuer Praxistest sind die aktuellen Arbeitsmarktzahlen. Nach offiziellen Angaben ist die Arbeitslosigkeit im Mai überraschen zurückgegangen. Diese Entwicklung ließ sich mit dem auf Google-Daten basierenden Prognosemodell vorhersagen. Die Prognose für Juni, die einen weiteren Rückgang vorhersagt, muss noch durch die offiziellen Zahlen bestätigt werden.
Viele Prognoserevisionen wegen mangelnder Informationen am Markt
Das DIW Berlin hat durch den Verzicht auf die sonst zu diesem Zeitpunkt übliche Konjunkturprognose für 2010 für Aufsehen gesorgt. Aufgrund der Krise waren Prognosen äußerst schwierig, es kam immer häufiger zu Prognoserevisionen, was zu einem Herdenverhalten der Prognostiker führte. Daraus lässt sich ablesen, dass es an Informationen im Markt mangelt. Die Methoden der traditionellen Konjunkturforschung und der amtlichen Statistik waren überfordert.
Nutzung von Internetdaten für Arbeitsmarktprognosen vielversprechend
Daten aus dem Internet bieten eine bisher für wissenschaftliche Zwecke kaum genutzte Datengrundlage. Durch ihre rasche und umfangreiche Verfügbarkeit sowie ihre flexible Reaktion auf Änderungen der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, ist die Nutzung der Daten für Arbeitsmarktprognosen vielversprechend. Da mehr als 86 Prozent der Arbeitslosen auch über das Internet nach einem Job sucht, hinterlassen sie Spuren im Internet.