Der deutsche Private Equity-Markt hat im ersten Halbjahr 2008 ein neues Investitionshoch erreicht: es wurden mit 3575 Millionen Euro so viel Eigenkapital wie noch nie in Unternehmen investiert. Dies zeigt eine Statistik des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK). 2643 Millionen Euro der Summe kommen von deutschen Kapitalbeteiligungsgesellschaften, ein Plus von 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Durch die konstant hohe Nachfrage nach Private Equity von Seiten des Gründungs- und Technologiebereichs aber auch des deutschen Mittelstands wird der Markt an Dynamik gewinnen. Das Fundraising der deutschen Private Equity-Fonds hingegen hat wie erwartet an Dynamik verloren.
Investitionen in beiden Quartalen gestiegen
In beiden Quartalen 2008 lagen die Investitionen über denen der Vorjahresquartale, was zeigt, dass die deutschen Private Equity-Gesellschaften relativ wenig von den Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten und den konjunkturellen Unsicherheiten betroffen sind. Die deutschen Beteiligungsgesellschaften haben insgesamt 2643 Millionen Euro investiert, davon 2212 Millionen Euro in deutsche und 431 Millionen Euro in ausländische Unternehmen, insgesamt 544 Unternehmen. Ausländische Unternehmen haben 1363 Millionen Euro investiert.
Gestiegene Investitionen auf Buy-out- und Venture Capital-Bereich zurückzuführen
Die gestiegenen Investitionen sind dem Investitionsplus im Buy-out- und Venture Capital-Bereich zurückzuführen. Die Buy-out-Transaktionen haben einen Anteil von 68 Prozent an den Gesamtinvestitionen, 20 Prozent entfallen auf Wachstumsfinanzierungen und neun Prozent auf Seed und Start up-Investitionen. Die Buy-out-Investitionen sind verglichen mit dem Vorjahr um gut 20 Prozent auf 1796 Millionen Euro gestiegen. Die Frühphaseninvestitionen betrugen 234 Millionen Euro, die in 297 Seed- und Start up-Unternehmen flossen, womit auch hier das Vorjahreshalbjahr übertroffen wurde.
Fundraising verlor an Dynamik
Da viele deutsche Private Equity-Fonds im Jahr 2007 neue Fonds geschlossen haben und einige große Buy-out-Fonds das Fundraising-Ergebnis zum besten seit dem Jahr 2000 machten, hat das Fundraising in Deutschland im ersten Halbjahr 2008 wie erwartet an Dynamik verloren. Die neuen Mittel im ersten Halbjahr 2008 lagen bei 992 Millionen Euro, der Großteil davon floss im ersten Quartal. Das ist ein Minus von gut 50 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Dies ist vor allem auf den Mangel an neuen Buy-out-Fonds zurückzuführen. Diese haben nur einen Anteil von 49 Prozent am Fundraising, während 45 Prozen auf Venture-Capital-Fonds entfallen.
Nachfrage nach Private Equity weiterhin groß, keine neuen Impulse für Fundraising
Da der deutsche Mittelstand Finanzierungsprobleme hat, die durch Basel II noch schlimmer werden dürften und junge Technologieunternehmen Venture Capital als Finanzierungsquelle brauchen, da die Banken das hohe Risiko solcher Investitionen selten eingehen wollen, wird die Nachfrage nach Private Equity in Deutschland weiterhin hoch bleiben. Die etablierten deutschen Gesellschaften werden vermutlich erst 2009 wieder ins Fundraising gehen, sodass sich die Lage hier im Jahr 2008 wohl nicht mehr positiv ändern wird.
Deutsche Investitionsfähigkeit im Europavergleich noch eher gering
Zwar ist die Investitionstätigkeit in Deutschland schon recht hoch, aber im Europavergleich liegt Deutschland hinten. Schweden, Großbritannien, Frankreich und Finnland weisen deutlich mehr Private Equity-Investitionen auf, obwohl Deutschland am Bruttoinlandsprodukt gemessen die größte europäische Volkswirtschaft ist. Der Grund sind die weniger guten Rahmenbedingungen. Vor allem die gesetzlichen Regelungen müssen geändert werden, um den Eigenkapitalstandort Deutschland zu stärken und mehr deutschen Unternehmen Zugang zu privatem Eigenkapital zu verschaffen.