Aus einer aktuellen Studie der Top-Managementberatung A.T. Kearney zu Merger und Akquisitionen („Auf der Suche nach Synergien bleibt nachhaltiges Wachstum meist auf der Strecke“) geht hervor, dass es den meisten Unternehmen nach einer Fusion nicht gelingt, ihr bisheriges Wachstumstempo beizubehalten, weil häufig der Schwerpunkt zu einseitig auf Kostensenkungspotenziale und Synergie-Effekte gelegt wird. Verglichen mit der Zeit vor einer Fusion verringert sich die Wachstumsrate nach dem Zusammenschluss durchschnittlich um sechs Prozentpunkte. Den unterschiedlichen Anforderungen, Chancen und Erfolgsfaktoren wird bei der Integration kaum Aufmerksamkeit geschenkt, sondern es stehen vor allem Kostensenkungen im Vordergrund, wodurch der Fusionserfolg und der Wert des neuen Unternehmens stark beeinträchtigt werden. Würde sich das neu entstandene Unternehmen mehr dem Wachstumsprozess widmen, wäre viel schneller mit den gewünschten Synergien und der notwendigen neuen Unternehmensidentität zu rechnen.
Verlangsamtes Wachstum verringert Marktkapitalisierung
Synergien wurden teilweise realisiert, trotzdem gibt es einen Rückgang der Marktkapitalisierung von durchschnittlich 2,5 Prozentpunkten zu verzeichnen.
Hauptgrund dafür ist das gebremste Umsatzwachstum von durchschnittlich sechs Prozentpunkten und der sich damit anschließende Verlust des Gewinnwachstums, was der EBIT-Rückgang von 9,4 Prozentpunkten belegt. Umsatzwachstum ist die Bedingung für gesunde Profite, daher sollten fusionierte Unternehmen Hauptaugenmerk auf den Vertrieb legen und die Kommunikation zum Kunden festigen.
Merger-Typ hat Einfluss auf Fusionserfolg
Auf Grund der verschiedenen Ziele lassen sich Merger in sieben Merger-Typen unterteilen. Die Mehrheit setzt auf Größe, regionale Expansion, Produkt- oder Kompetenzerweiterungen. Weniger beliebte Typen sind Vorwärts- und Rückwärtsintegrationen sowie Geschäftsdiversifikationen. Die Umsatzentwicklung für volumen-orientierte Merger verlief mit einer Verlangsamung um 8,4 Prozentpunkte alles andere als positiv. Auch die Profitentwicklung verlangsamte sich um 9,4 Prozentpunkte und das trotz positiver Synergien. Die jeweiligen Merger-Typen haben individuelle Herausforderungen und Erfolgsfaktoren, wobei ein Trend hin zu spezifisch angepassten Integrationsstrategien und die eindeutige Abwendung von Standardansätzen zu erkennen ist. Knapp zwei Drittel der von A.T. Kearney befragten Integrations-Manager sehen eine übereilte Integration in Zukunft nicht mehr an erster Stelle. Eine typenspezifische Analyse der Merger-Erfolgsfaktoren zeigt weiterhin, dass Patentrezepte der Geschichte angehören. Bei größen-orientierten Fusionen gilt es, sich an erster Stelle auf die interne und externe Kommunikation sowie auf Maßnahmen zur Kunden- und Mitarbeiterbindung zu konzentrieren. Im Gegensatz dazu gehört bei grenzüberschreitenden Zusammenschlüssen die größte Aufmerksamkeit dem intelligenten Umgang mit kulturellen Unterschieden sowie dem Transfer von Best Practices.
Fazit
Die Herausforderung für alle Merger besteht darin, nach der Fusion nicht vom Wachstumskurs abzukommen und dadurch das Aktionärsvermögen zu generieren. Unternehmen, die sich vordergründig auf Synergien und eine komplette Integration konzentrieren, haben kaum Chancen einen erfolgreichen Merger zu schaffen, der durch profitables Wachstum und nachhaltige Wertgenerierung charakterisiert wird. Dies gelingt nur Unternehmen, die ihr Vorgehen Merger-typisch abstimmen.