Einer Studie von A.T. Kearney zufolge, wird sich Osteuropa in den kommenden fünf Jahren zum wichtigsten Beschaffungsmarkt für europäische Unternehmen entwickeln. Bis 2010 soll sich der Anteil der dort beschafften Güter auf um zehn Prozent auf 19 Prozent steigern. Ebenfalls immer attraktiver werden China und Indien mit einer erwarteten Steigerung des Anteils um jeweils sechs Prozent auf 17 bzw. neun Prozent. Im Umkehrschluss wird der Anteil der auf westeuropäischen Märkten erworbenen Güter bis 2011 auf 26 Prozent sinken, jetzt beträgt er 44 Prozent. Bei der Wahl von Osteuropa und China als Beschaffungsmarkt spielen nicht nur Kostengründe eine Rolle, sondern auch die Tatsache, dass diese Märkte eine starke Verbesserung in Bezug auf die Erfüllung der zunehmenden strategischen Anforderungen durchlaufen haben und allmählich wichtige Strategiepartner werden.
Einkäufer durch äußere Einflüsse zur Strategieänderung gezwungen
Durch äußere Einflüsse wie der Globalisierung, Änderungen in Demografien, neues Verbraucherverhalten, Technologiefortschritte, staatliche Regulierungen und Ressourcenknappheit verändern sich Produkte, Märkte und Industrien, weshalb die Unternehmen diese Faktoren beim Einkaufsmanagement mit einkalkulieren müssen. Große Herausforderungen werden vor allem Entwicklung zukunftsorientierter Kategoriestrategien, der Aufbau von Kollaborationen, die Verwaltung von Versorgungsrisiken und wertorientiertes Lieferantenmanagement darstellen.
Auslagerung von Unternehmensprozessen ein Faktor für osteuropäische Beschaffungsmärkte
Dass Kategoriestrategien in Zukunft von großer Bedeutung sein werden, lässt sich daran ablesen, dass bestimmte Beschaffungsmärkte an Beliebtheit gewinnen. Abgesehen von geringen Faktorkosten und dem Vorteil der räumlichen und kulturellen Nähe spricht auch das zunehmende Outsourcing der Unternehmensprozesse europäischer Unternehmen nach Osteuropa, wobei die Auslagerung auch ein Faktor für die steigende Attraktivität Asiens ist.
China und Indien auch für Nordamerika interessant
Auch in den USA und in Kanada geht der Trend zu Beschaffungsmärkten im Osten, wobei hier China und Indien von größerem Interesse sind. Im Jahr 2012 soll der Anteil der in China beschafften Güter auf 21 Prozent und der von in Indien beschafften Gütern auf 11 Prozent steigen. Jetzt beträgt er acht bzw. fünf Prozent. Osteuropa wird den Anteil nur von vier auf acht Prozent verdoppeln. Dafür wird der Anteil der Ware aus Kanada bzw. den USA auf 46 Prozent sinken, ein Minus von 20 Prozent.
Innovationsfähigkeit und Technologie-Know-how Faktoren für Lieferantenwahl
Beim Einkauf kommt es vor allem darauf an, Lieferanten, die einen Wertbeitrag leisten können, zu finden und dies wird in Zukunft noch wichtiger sein. Deshalb spielen nicht die Kosten und die Qualität im Mittelpunkt bei der Wahl der Lieferanten, sondern Technologie-Know-how und Innovationsfähigkeit. Für diesen Trend ist es notwendig, gedanklich weg vom klassischen Einkauf mit Fokus auf Kostensenkung und Ausnutzung der Einkaufsmacht zu kommen und stattdessen die Lieferanten einzubinden und wertschöpfende Lieferantenbeziehungen aufzubauen. Und da Osteuropa und China im Punkt Innovationsfähigkeit in letzter Zeit einiges aufgeholt haben, ist es keine Überraschung, dass nicht mehr nur Preisvorteile ein Grund für die wachsende Beliebtheit dieser Länder als Beschaffungsmärkte sind.