Effektives Risikomanagement wird zunehmend zu einer Hauptaufgabe für die Vorstände von Banken und Finanzinstitutionen. Der Großteil der Führungskräfte (80 Prozent) erklärt, in den klassischen Risikobereichen (z.B. Kredit, Markt, Liquidität) bereits über leistungsfähige Risikomanagementprozesse zu verfügen. Oftmals fehlen aber für neue Risikofelder diese Prozesse noch. So sehen nur 47 Prozent der Verantwortlichen ihr Risikomanagement im Bereich IT-Sicherheit als sehr gut an. 43 Prozent erklärten dies in Bezug auf operationelle Risiken und nur 35 Prozent betrachten ihr Risikomanagement im Bereich geopolitische Risiken als sehr gut. Dies sind nur einige der wichtigsten Ergebnisse aus der Studie „Global Risk Management“ von Deloitte. Für diese Studie wurden 130 der wichtigsten internationalen Banken in Amerika, Asien und Europa befragt. Den Banken ist es demnach nicht gelungen, sowohl die klassischen als auch die neuen Risikofelder angemessen durch Risikomanagementprozesse abzusichern. Dabei können Banken mit einem umfassenden Risikomanagement im internationalen Wettbewerb profitieren.
Neue Führungsperson als „Instrument des Risikomanagements“
Mittlerweile haben schon 84 Prozent der Befragten Banken und Institutionen einen Chief Risk Officer (CRO) in ihren Unternehmen. Das sind drei Prozent mehr als noch 2004 und sogar 19 Prozent mehr als 2002. Außerdem gaben acht Prozent der Befragten an, bereits in der Planung einer solchen Stelle stecken. Bei 42 Prozent der Befragten berichtet der CRO an den Vorstandsvorsitzenden, bei 37 Prozent an die Geschäftsleitung und bei dem Rest ist der Ansprechpartner zumindest im Senior Management. Die meisten Unternehmen (70 Prozent) erklärten außerdem, dass die obersten Managementebenen die Verantwortung für das Risikomanagement tragen, was eine Steigerung von elf Prozent im Vergleich zu 2004 bedeutet. Es haben sich aber nationale Unterschiede bei der Bewertung des Risikomanagement herauskristallisiert. So sind 75 Prozent der Befragten in Asien der Meinung, dass das Risikomanagement in den Verantwortungsbereich der Vorstandsebene gehört, waren nur etwas mehr als 50 Prozent in Nordamerika und Europa derselben Meinung sind.
Enterprise-Risk-Management-Programme als wichtigste Instrument identifiziert
Obwohl erst 35 Prozent der befragten Banken Enterprise-Risk-Management-Programme (ERM-Programme) aktiv verwenden, gehören sie trotzdem zu den wichtigsten Instrumenten des Risikomanagements. Außerdem sind bereits 32 Prozent mit der Implementierung von ERM-Programmen beschäftigt. Der Vorteil dieses Instruments ist, dass die Risikokataloge individuell gestaltbar sind, sodass klassische und neue Risikofelder aufgenommen werden können. Die europäischen Banken haben in Bezug auf die Integration neuer Risikofelder die Nase vorn. Außerdem gaben drei Viertel der Befragten an, dass der Mehrwert der ERM-Programme die Kosten auf qualitativer Ebene überschritten hat. Abgesehen von den vorher erwähnten Instrumenten nutzen 60 Prozent der Banken für die klassischen Risiken auch die Value-at-Risk-Methode (VaR). Bei den neuen Produkten werden VaR-Methoden nur von einem Drittel der Unternehmen genutzt.
Noch Nachholbedarf bei der Umsetzung neuer EU-Vorschriften
Neue aufsichtsrechtliche EU-Vorschriften, die seit Anfang 2007 gelten, zwingen viele Banken zur Neuorientierung. Zwar haben 70 Prozent ein formelles unternehmensweites Programm zur Umsetzung dieser Vorschriften eingeführt, aber in manchen Teilbereichen, z.B. Messung und Analyse, mangelt es noch an der Umsetzung.
Investitionen in umfassendes Risikomanagement werden sich auszahlen
Da der Markt sich weiter verändert, z.B. durch Firmenfusionen und alternative Investments ist ein erweitertes Risikobewusstsein und Risikomanagement nötig. Die wichtigsten Kreditsicherheiten sind hier immer noch klassische Garantien, aber die Hälfte der Befragten setzt auch schon auf zusätzliche Sicherungselemente (u.a. Kreditderivate) oder wird dies in Zukunft tun. Aktionäre, Aufsichtsbehörden und Kunden erwarten ein wirkungsvolles Risikomanagement, das überdies ein Schlüssel zum Erfolg ist. Die weltweit agierenden Banken arbeiten bereits an einem umfassenden Risikomanagement, was die Ausgaben in den letzten beiden Jahren nach obern getrieben hat, aber sich lohnen wird.