Die deutschen Unternehmen der „IuK-Wirtschaft“ (Hersteller und Anbieter von Informations- und Kommunikationsgütern und -dienstleistungen) haben sich in einzelnen Nischen und Technologien einen Platz an der Spitze gesichert. Auch die Forschung in diesen Bereichen ist erstklassig. Im internationalen Vergleich erreicht Deutschland allerdings bei IuK-Technologien insgesamt gesehen nicht einmal eine befriedigende Position. Dies liegt daran, dass die deutsche IuK-Wirtschaft zwar gut ist, aber nur klein. Nur 14% der gesamten industriellen FuE-Aufwendungen werden dem Bereich IuK zugeordnet. In fast allen anderen Industrieländern sind die Aufwendungen höher. Auch die Anzahl der Patentanmeldungen ist mit einem Anteil von 15% nur niedrig. Aus diesem Grund ist der Beitrag der hohen Wachstumspotenziale der IuK-Wirtschaft zur Wertschöpfung und Beschäftigung gesamtwirtschaftlich gesehen im Vergleich mit anderen Ländern nur gering.
Deutsche Bevölkerung kennt IuK kaum
Abgesehen vom scharfen Preiswettbewerb ist der eigene Heimatmarkt dafür verantwortlich, dass die deutsche IuK-Wirtschaft nur so schmal ist, denn die Neuerungen in IuK setzen sich nur zögerlich durch, weil den Deutschen keine nennenswerten Kenntnisse zur IuK haben. Sie bekommen das Wissen darum weder in der beruflichen noch in der akademischen Ausbildung ausreichend vermittelt. Es sieht auch nicht so aus, als ob sich dieser Umstand in näherer Zukunft ändern wird. Um die internationale Positionierung zu verbessern ist es deshalb unabdinglich, mehr in die IuK-Kompetenzen der arbeitenden Bevölkerung zu investieren. Dies zeigt eine Studie des Zentrums für europäische Wirtschaftsprüfung, des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) und des niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung (NIW).
Asiatische Schwellernländer dominieren bei standardisierten IuK-Produkten
Die IuK-Wirtschaft ist sehr uneinheitlich. Einerseits ist sie geprägt durch technologische Spitzenprodukte mit hohen Anforderungen an das Innovationspotenzial, andererseits durch standardisierte Massenprodukte, bei denen der internationale Wettbewerb Preisvorteile und rasche Modellwechsel erfordert. Gerade die asiatischen Schwellenländer nutzen dies für sich. Sie haben sich in Bereichen mit hohem Standardisierungspotenzial Spitzenpositionen als Produzenten erworben. China ist bereits heute der größte Exporteur von IuK-Technologien der Welt.
IuK-Positionierung deutscher Unternehmen bei Software besser als bei Hardware
In Deutschland gibt es fast nur noch IuK-Hardware-Produzenten, die Innovationsnischen besetzen konnten, was auf den scharfen Preiswettbewerb mit den Schwellenländern zurückzuführen ist. Und dies wird sich in Zukunft wohl auch nicht ändern. Bei IuK-Software sieht es dagegen besser aus. Die deutschen Informatiker und Softwareingenieure haben es in den letzten Jahren geschafft, aufzuschließen und gute Positionen im internationalen Vergleich zu erreichen. Auch bei der „embedded“-Software, also Steuerungsprogramme, die direkt mit den Gütern und Produkten verbunden sind, ist ähnliches zu vermelden. Die Entwicklung und der Einsatz solch neuer IuK-Technologien in Deutschlands traditionell starken Industriezweigen haben einen nicht unbeträchtlichen Beitrag zu Verbesserung des Güter- und Dienstleistungsangebot und der Produktionsprozesse geleistet.
Hohe Nutzenentgelte und zu wenig Wettbewerb drosseln den Absatzmarkt
Die Wettbewerbspositionierung deutscher Unternehmen reicht nicht aus, denn das Potenzial der IuK-Technologien in Deutschland wird noch immer nicht voll ausgeschöpft. Und den deutschen Anbietern fehlt auch der Anreiz dazu, denn die Deutschen sind sehr zögerlich, was neue IuK-Anwendungen angeht. In anderen europäischen Ländern, wie Schweden, Finnland oder auch Italien und Spanien sieht das ganz anders aus. Hier sind auch Handys und Internet viel weiter verbreitet, denn dies ist oftmals die Voraussetzung für neue Produkte und Dienstleistungen, die zur Verbreitung auf diese Medien angewiesen sind. Für die geringe Verbreitung von IuK-Technologien gibt es unter anderen zwei Gründe: Erstens hohe Nutzungsentgelte und zweitens geringer Wettbewerb zwischen verschiedenen Technologien. Die Zurückhaltung auf dem Absatzmarkt ist auch ein Grund, dass in Deutschland nur wenige Unternehmen der IuK-Wirtschaft gegründet werden.
Neue Dynamik durch Steigerung der IuK-Potenziale
Die umfassendere Nutzung der IuK-Potenziale, vermehrte Konvergenz mit anderen Technologiefeldern sowie ein schnelleres Aufgreifen neuer IuK-Trends sollen der IuK-Wirtschaft in Deutschland zu mehr Dynamik verhelfen. Dafür ist ein intensiver Wettbewerb mit der Folge, dass die Preise sinken, hilfreich. Auch die öffentliche Hand kann dazu beitragen, indem sie aktiver wird beim Online-Angebot ihrer Dienstleistungen.