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Studie der Ruhr-Universität Bochum: Was zeichnet einen Topmanager aus?

Dr. Annelen Collatz hat sich in ihrer Dissertation „Zur Relevanz von Persönlichkeit und deren adäquate Erfassung im Bereich des Topmanagements“ mit der Frage beschäftigt, was einen Topmanager ausmacht, welche Eigenschaften, welche Werte, welche Prioritäten er haben muss. Zu diesem Zweck hat sie einen Fragebogen mit 180 Fragen entwickelt. Dafür hat sie Literatur analysiert, eine große Menge an Datensätzen des Bochumer Inventars zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung (BIP) ausgewertet und deutsche Topmanager interviewt. Der Fragebogen soll zum einen eine Gesprächsgrundlage für die weitere eignungsdiagnostische Exploration für Auswahl- und Entwicklungsprozesse liefern und zum anderen eine Basis für die Selbsteinschätzung von Topmanagern und solchen, die es werden wollen.

800 Eigenschaften als Basis für einen ersten Fragebogen
Die Analyse von Wirtschafts- und Wissenschaftspresse ergab 800 Eigenschaften, über die ein erfolgreicher Topmanager verfügen sollte. Diese wurden mit einem Computerprogramm geordnet und unter 20 Oberbegriffe zusammengefasst. Analog analysierte Annelen Collatz aus den Datensätzen des BIP, die aufgrund verschiedener Faktoren auf einen Topmanager deuteten, welche Charakteristiken diese Menschen von angrenzenden Gruppen abhoben. Das Ergebnis dieser Arbeitsschritte war ein erster Fragebogen, der an mehr als 50 Topmanagern getestet wurde. Der Zweck dieses Tests war es, zu zeigen, dass die Antworten auf die entwickelten Fragen wirklich Rückschlüsse auf die zu testenden Eigenschaften zulassen. So kann die Zustimmung oder Ablehnung gewisser Aussagen auf bestimmte Eigenschaften schließen lassen.

Erfolg nicht am Gehalt messbar
Der nächste Schritt bestand darin, Topmanager und Eignungsdiagnostiker zum Thema Erfolgsfaktoren zu interviewen. Es zeigte sich, dass, im Gegensatz zu anderen Statusgruppen, der Erfolg eines Topmanagers nicht an seinem Gehalt und auch nicht am Aktienkurs ablesen lässt. Vielmehr zeigen der langfristige Unternehmenserfolg, die langfristige Sicherung von Arbeitsplätzen oder auch die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens. Auf die Frage, ob man die entsprechenden Eigenschaften lernen könne, ergab sich die Antwort, dass die Sozialisation von großer Bedeutung ist, weil Eigenschaften sich ab dem 20. Lebensjahr kaum noch ändern. Von daher sind die Personen, die aus einer Unternehmer- oder Bürgerfamilie kommt, bessere Karten haben, da sie die entsprechende Kinderstube gehabt. Zwar können auch andere es schaffen, aber sie müssen sich mehr anstrengen. Abgesehen vom Charakter sind auch Äußerlichkeiten, funktionierende Netzwerke und die Ehefrau nicht unerhebliche Erfolgsfaktoren.

Neuer Fragebogen: 180 Fragen
Nach den Interviews überarbeitete Annalen Collatz ihren Fragebogen noch einmal. Er umfasst 180 Fragen mit denen 16 Persönlichkeitsmerkmale erfasst werden. Auch der wurde an 100 Topmanagern getestet. Zu den Eigenschaften gehören die Leistungsexzellenz, die Risikobereitschaft, die Strategieorientierung, die Wettbewerbsfähigkeit und die Unabhängigkeit, auch bezogen auf soziale Reaktionen, sprich, ob man in der Lage ist, auch mal vollkommen neue Wege für das Unternehmen zu gehen. Aber Annelen Collatz warnt, dass diese Eigenschaften zwar positiv mit dem Erfolg zusammenhängen, aber dass dies nicht bedeute, dass man unbedingt hohe Werte erreichen muss. Vielmehr ist es wichtig, dass das Profil stimmig ist und zu der angepeilten Aufgabe passt. Der Fragebogen soll als Grundlage für ein vertiefendes Gespräch dienen und dem potentiellen Topmanager dabei helfen, einen Standpunkt einzunehmen. Dieses Instrument, das das erste wissenschaftliche ist, hat außerdem die Aufgabe, Fehlbesetzungen zu verhindern, zum Wohl des Unternehmens, aber auch zum Wohl des potenziellen Topmanagers. Denn wenn die falsche Peson einen solch hochrangigen Posten innehat, wird dies zu Fehlentscheidungen führen und zudem die Person krank machen.

„Frauen haben keine Ehefrauen“ zutreffend
Auch die Frage nach den Frauen im deutschen Topmanagement stellte Annelen Collatz. Die Antworten differierten stark. So erklärten die Männer, dass sie Frauen blocken, weil sie Gefühle fürchten und nicht immer höflich sein wollen. Außerdem seien Frauen oftmals planlos in Bezug auf ihre Lebensgestaltung und gäben der Familie den Vorzug, sie seien nicht so begierig nach Macht und scheuen vor Ellbogeneinsatz zurück. Diese Gründe wurden auch von Frauen angegeben, nicht nur von den befragten Männern. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Gründe für die geringe Anzahl von Frauen in Toppositionen vielfältig sind und sich gegenseitig bedingen, was ihre Beseitigung erschwert. Die Aussage „A woman has no wife“ ist zwar etwas kurz gegriffen, aber durchaus zutreffend.

Fazit:
Das Ziel dieser Studie war es, ein Instrument zu entwickeln, mit dem potenzielle Top-Manager sich selbst testen können, um Position zu beziehen und mit dem Fehlbestzungen in Top-Rängen vermieden werden sollen. Dazu wurden Manager befragt, berufsbezogene Persönlichkeiten analysiert und Fachliteratur gewälzt. Das Ergebnis aus diesen Arbeitsschritten ist ein Fragebogen mit 180 Fragen, die 16 Persönlichkeitsmerkmale erfassen. Außerdem hat die Studie gezeigt, dass vor allem der Charakter, die Erziehung, Äußerlichkeiten, funktionierende Netzwerke und Ehefrauen Erfolgskriterien sind. Auch auf die Frage nach Frauen in Führungspositionen gibt die Studie Antwort. So gaben befragte Männer, aber auch Frauen an, dass Frauen oft nicht den genauen Überblick über ihre Lebensplanung haben, Familie vorziehen, nicht so begierig nach Macht sind und nicht gern die Ellenbogen gebrauchen, weshalb Frauen oft von Männern geblockt werden. Auch der Spruch „A woman has no wife“ trifft zumindest im Kern zu, auch wenn dieser Erklärungsansatz etwas kurz gegriffen ist.

(Quelle: http://www.pm.ruhr-uni-bochum.de/pm2007/msg00040.htm)

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