Der Bankenverband hat eine Publikation aus der Reihe defacto zum Nutzen einer europäischen Rating-Agentur veröffentlicht. Diese wird spätestens seit der europäischen Staatsschuldenkrise als Heilmittel für vermeintlich fehlenden Wettbewerb und mangelhafte Ratings gehandelt. Diese Forderung mag auf den ersten Blick naheliegend sein, aber zum einen gibt es große Unterschiede, was die Vorstellungen über Aufgaben und Unternehmensprofil angeht und zum anderen geht es hier um einen Markt mit einigen Besonderheiten. Es besteht also die große Gefahr, dass die Voraussetzungen für eine europäische Rating-Agentur falsch eingeschätzt werden und sie die Erwartungen an sie nicht erfüllen kann.

Rating-Agenturen werden kaum europäische oder internationale Bedeutung erlangen
Mehr als 20 Rating-Agenturen in der EU haben ihre Zulassung bei der EU-Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA beantragt. Da die meisten in der EU registrierten Rating-Agenturen aber ihre jeweiligen Marktnischen nicht verlassen werden, werden sie auch nicht europäisch oder international bedeutend werden. Dass die Rating-Agenturen staatlich anerkannt werden, wird also zur Auflösung des faktischen Oligopols nicht ausreichen. Dabei wäre eine Steigerung des Wettbewerbs im Rating-Markt prinzipiell wünschenswert.