Größte Herausforderung für deutsche Banken: Bankenaufsicht
Die Bankenaufsicht stellt für die deutschen Kreditinstitute derzeit die größte Herausforderung für ihr Geschäft dar, wie 37 Prozent der für eine Studie befragten Banken erklären. Im Vorjahr waren es nur sechs Prozent, allerdings waren die Banken da eher „Retter“ denn Regulierer. Die Kreditinstitute gehen insbesondere von geringeren Handlungsspielräumen und zusätzlichem Investitionsbedarf aus. Vor allem die ab 2013 geltenden verschärften Eigenkapitalregeln machen der Branche zu schaffen. 60 Prozent der Bankentscheider erwarten umfangreiche Anpassungen und Investitionen, damit ihr Institut Basel-III-konform wird. Das ist das Ergebnis der Studie „Branchenkompass 2010 Kreditinstitute“ von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut.
Weiterentwicklung der EU-Finanzmarktrichtlinie zweitaufwändigste Regulierungsmaßnahme
Die Weiterentwicklung der EU-Finanzmarktrichtlinie gilt bei den Kreditinstituten als zweitaufwändigste Regulierungsmaßnahme. 52 Prozent der Befragten gehen von einem großen internen Handlungsbedarf bei der Umsetzung von MiFID II aus. Auch die zu Jahresbeginn eingeführten Beratungsprotokolle (41 Prozent) und die Erstellung von Produktinformationsblättern für Wertpapiere (39 Prozent) sind mit erheblichem Aufwand verbunden. Vor allem Privatbankiers (55 Prozent) empfinden durch letztere eine starke Belastung. Bei Genossenschaftsbanken ist die Belastung weniger stark (27 Prozent), da sie auf die zentrale Lösung im Verbund zurückgreifen können.
Zukunftserwartungen von Banken eher bescheiden
Die Zukunftserwartungen der Banken sind wegen der Vielzahl an umzusetzenden Vorschriften eher bescheiden. 44 Prozent rechnen bis 2013 mit einer Entwicklung des Bankwesens im Gleichschritt mit der Gesamtkonjunktur, während jeweils 19 Prozent von einer unter- oder überdurchschnittlichen Entwicklung ausgehen. 18 Prozent hingegen halten die Zukunft ihres Geschäfts für unvorhersehbar. Hier zeigt sich eine Ernüchterung gegenüber dem Vorjahr, denn da rechneten 21 Prozent mit einer überdurchschnittlichen Entwicklung für die nächsten drei Jahre während 14 Prozent von einer unterdurchschnittlichen Entwicklung ausgingen. Aber auch die Zahl der Unsicheren ist zurückgegangen, im Vorjahr war jeder Dritte der Meinung, dass die Zukunft der Banken unvorhersehbar sei.
Investitionsbudgets werden aufgestockt
Ein Anzeichen für die schwindende Ungewissheit ist vor allem der sich allmählich auflösende Investitionsstau. Die Investitionsbudgets für die nächsten Jahre werden wieder aufgestockt. Durch die Konjunkturerholung 2010 herrscht in den Banken wachsender Projektbedarf. Der Großteil der Mittel soll für Vertrieb und Kundenbeziehungsmanagement verwendet werden. Rund 28 Prozent der Investitionsbudgets entfallen in den nächsten drei Jahren auf diese Bereiche. Etwa 50 Prozent der Banken wollen ihre Investitionen in diesen Bereich gegenüber diesem Jahr aufstocken.
Internet als Vertriebsweg wird ausgebaut
Das Internet wird am meisten vom Ausbau der Vertriebswege profitieren. 57 Prozent der Banken werden hier bis 2013 „nennenswert“ investieren. Für die Bereichen Vertrieb, Service und Human Resources gibt es mittlerweile die ersten Web 2.0-Angebote. Außerdem wollen 46 Prozent der Banken mehr in den Filialvertrieb investieren, 40 Prozent planen, den Mobile-Banking-Bereich auszubauen. Derzeit haben 38 Prozent der Banken entsprechende Mobil-Angebote. Banking-Apps für Smartphones liegen zurzeit vor allem im Trend, wobei die Banker den Apps keine dem Internet vergleichbare Transformationskraft zutrauen. Nur 23 Prozent gehen deshalb davon aus, dass Smartphone-Anwendungen einen ähnlich tiefgreifenden Effekt auf das Bankengeschäft haben werden wie das Internet.
(Quelle: http://www.steria-mummert.de/presse/presseinformationen/banken-studie-finanzaufsicht-groesste-herausforderung-fuer-institute)