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Struktur der deutschen Wirtschaft wandelt sich schneller wegen Wirtschaftskrise
Jedes zehnte Unternehmen in Deutschland ist aufgrund der Auswirkungen der Wirtschaftskrise in den nächsten fünf Jahren akut insolvenzgefährdet. Schon für das Jahr 2010 ist mit bis zu 45.000 zahlungsunfähigen Unternehmen zu rechnen. Dies betrifft insbesondere produzierende Unternehmen mit hohem Exportanteil. Allerdings werden die enormen Umsatzeinbrüche im produzierenden Bereich mittelfristig durch das starke Wachstum in der Dienstleistungsbranche und nachhaltigen Wachstumskernen aufgefangen, sodass mit Arbeitslosenzahlen von über fünf Millionen nicht auszugehen ist. Das zeigt die aktuelle Studie „Nachhaltige Restrukturierung des Wirtschaftsstandorts Deutschland“ der Top-Managementberatung A.T. Kearney. Westeuropa wird zwar auch in Zukunft wichtigste Exportregion bleiben, aber Asien und die sogenannten BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) werden immer bedeutender und dadurch verschieben sich die weltweiten Exportquoten. Abgesehen von staatlichen Konjunkturprogrammen sollten insbesondere nachhaltige Bereiche, z. B. eMobility oder Solartechnik, gezielt gefördert werden, denn durch diese werden etwa eine halbe Million Arbeitsplätze geschaffen und sie werden einen großen Anteil an der Erholung des Arbeitsmarktes ab 2011 haben.
Deutschland stark von Umsatzrückgängen und Gewinneinbrüchen betroffen
Deutschland ist als eine der führenden Exportnationen stark von der Wirtschaftskrise und den globalen Umsatzeinbrüchen betroffen. Das Bruttoinlandsprodukt lag im ersten Halbjahr 2009 6,3 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Auftragseingänge sind in diesem Zeitraum um 35 Prozent und Exporte um 23 Prozent zurückgegangen. Insgesamt kann man für das Jahr 2009 mit einem Umsatzrückgang von 12 Prozent und einem Gewinneinbruch von 22 Prozent über alle Branchen hinweg rechnen. Für die Top100-Unternehmen bedeutet das einen Umsatzrückgang von gut 125 Milliarden Euro und einen Gewinneinbruch von 25 bis 30 Milliarden Euro.
Umsatzrückgänge führen zu strukturellen Veränderungen des Weltwirtschaftssystems
In drei bis fünf Jahren werden Umsätze und Gewinne in etwa wieder auf dem Niveau von 2008 sein, was allerdings von verschiedenen Faktoren abhängt. Bis dahin wird es aufgrund der zu erwartenden Umsatzrückgänge zu weitreichenden strukturellen Veränderungen des Weltwirtschaftssystems kommen, wodurch nicht nur deutsche Unternehmen vor großen Herausforderungen stehen. Staatliche Förderprogramme und Konsumanreize müssen die deutsche Konjunktur stützen bis der Export sich wieder erholt. Abgesehen davon müssen Rahmenbedingungen zur langfristigen Sicherung des deutschen Wohlstands durch Investitionen in Bildung und Innovation und die gezielte Förderung von innovativen Wachstumskernen geschaffen werden.
Zahl der Insolvenzen in Deutschland wird steigen
Bereits 2009 waren 5,4 Prozent der deutschen Unternehmen insolvenzgefährdet, bis zum Ende der Krise wird diese Zahl bei 10,3 Prozent liegen. Durch die Kurzarbeit verringert sich die Zahl der Insolvenzen, aber dennoch werden im Jahr 2010 38.000 bis 45.000 Unternehmen insolvent sein. Vor allem die Automobil- und die Transport & Logistik-Branche sind gefährdet. Im historischen Vergleich ist die Anzahl der Insolvenzen niedrig, aber die Insolvenzgeldzahlungen wurden verdoppelt. Die Gefahr eines Beschäftigungsabbaus Ende 2009 und 2010 steigt noch durch das Auslaufen der Kurzarbeit und den Anstieg des Insolvenzrisikos. Vor allem das produzierende Gewerbe mit hohem Exportanteil ist hiervon betroffen.
Westeuropa bleibt wichtigste Exportregion
Staatliche Konjunkturprogramme werden kurzfristig benötigt, um diese Entwicklungen aufzuhalten. Die Konjunkturprogramme sollten u. a. die Entlastung der privaten Haushalte beinhalten, um den Binnenkonsum anzukurbeln, und eine Steigerung der staatlichen Investitionen. Der Export wird trotzdem weiterhin ausschlaggebend für die deutsche Konjunktur sein. Durch die steigende Nachfrage in Brasilien, Russland, Indien und China ist mit kurzfristigen Wachstumsimpulsen zu rechnen, denn diese Länder werden neben Westeuropa, Osteuropa und Asien langfristig die Wachstumstreiber sein. Westeuropa wird zwar wichtigste Exportregion bleiben, aber die Bedeutung von Asien und den BRIC-Staaten wird steigen und die weltweiten Exportquoten verschieben.
Zukunftsfähigkeit durch Investitionen in Innovation und Bildung sichern
Zur nachhaltigen Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland ist die gezielte Förderung innovativer Wachstumskerne wie nachhaltige Mobilität, weiße Biotechnologie, Krankenhaus-Privatisierung, Solartechnik und das Internet, notwendig. Aus den Wachstumsbereichen im Bereich Nachhaltigkeit werden etwa eine halbe Million Arbeitsplätze entstehen, wodurch dieser Bereich zusammen mit dem Dienstleistungssektor für eine deutliche Entspannung im Arbeitsmarkt ab 2011 sorgt. Das Problem ist der Mangel an Fachkräften, es fehlen in Zukunft gut 400.000 Fachkräfte, um das potenzielle Wachstum auch wirklich komplett verwirklichen zu können. Vor allem Mathematiker, Informatiker, Naturwissenschaftler, Techniker und Meister fehlen. Deshalb sind frühzeitige Investitionen in Bildung und Innovation nötig, denn auch in Zukunft wird der deutsche Wohlstand vor allem von Wirtschaftsbereichen mit hoher Wertschöpfung und hochqualifizierten Fachkräften abhängen.
Restrukturierung in deutschen Unternehmen meist zu kurzfristig angelegt
Die Reaktion der deutschen Industrie bestand insgesamt schnell und entschieden aus der klassischen Restrukturierung. Viele Unternehmen haben diese aber zu kurzfristig angelegt. Es ist wichtig, mit einer nachhaltigen Strukturierung auf die Erhaltung der Substanz des Unternehmens hinzuarbeiten und mittel- und langfristige Trends zu berücksichtigen, damit die langfristigen Chancen aus krisenbedingten strukturellen Veränderungen auch genutzt werden können. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren hierbei sind eine ausgewogene Berücksichtigung kurz- und langfristiger Ziele und eine Überprüfung der strategischen Ausrichtung und möglichen Anpassung des Geschäftsmodells.
(Quelle: http://www.atkearney.de/content/presse/pressemitteilungen_archiv_detail.php/id/50898/year/2009)