Im Import und Export gilt Zeit ist Geld. Verzögerungen hier infolge von Wartezeiten an Grenzen, mangelnder Infrastruktur und Korruption sorgen für Milliardenverluste. Um das weitere Wachstum sicherzustellen, reichen bilaterale Handelsabkommen nicht aus, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen vielmehr international integrierte Waren- und Wertschöpfungsketten schaffen. Das zeigt die Studie „Enabling Trade: From Valuation to Action“ von Bain & Company in Kooperation mit dem World Economic Forum.
Zollsenkungen sind keine langfristige Lösung
Führungskräfte suchen global
nach Möglichkeiten zur Erschließung neuer Märkte, Lieferanten werden dort, wo
die Preise am besten sind, engagiert. Die meisten nationalen Regierungen
möchten die Chancen des modernen Welthandels nutzen und streben Handelsabkommen
an. Die Zölle bewegen sich fast global auf einstelligem Prozentniveau, daher
sind Zollsenkungen keine langfristige Lösung.
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts durch Beseitigung von Hindernissen in Lieferketten
Das Bruttoinlandsprodukt könnte global um knapp fünf Prozent wachsen, wenn die Hindernisse in internationalen Lieferketten beseitigt würden. Das ist das Sechsfache von der Summe, die durch die Abschaffung aller Zölle generiert würde. Nahtlos funktionierende Lieferketten würden in Südostasien ein Wachstumsplus von acht Prozent und in Afrika von 12 Prozent ermöglichen.
Handlungsfelder in Landwirtschaft und Automobilindustrie
Bain hat in der Landwirtschaft und der Automobilindustrie die Handlungsfelder und die in den Deregulierungsprozess einzubindenden Entscheider identifiziert. Bei beiden Branchen gibt es Verzögerungen auf dem Weg von der Produktion zu den Märkten. Nur ein Tag Einsparung auf dem Weg von der Autobauer-Fabrik zum Händler entspräche einer Zollsenkung von zwei Prozent. Einen Tag Einsparung auf dem Weg von Feldfrüchten in die Geschäfte, entspräche einer Zollsenkung von 1,1 Prozent.
Optimierte Lieferketten für bessere Lebensmittelversorgung
30 Prozent der globalen Agrarflächen werden für produzierte, aber nicht verzehrte Lebensmittel benötigt. In Europa und Nordamerika erfolgen 40 Prozent der Lebensmittelverluste nach dem Kauf, in Afrika sind es nur sechs Prozent. Dort erfolgen 94 Prozent der Verluste zwischen Ernte und Distribution. Die Grenzabfertigung zwischen Ruanda und der Republik Kongo und eine Transportstrecke von 1.600 Kilometern dauern fast gleich lang. Mit optimierten Lieferketten lassen sich Armut und Hunger bekämpfen sowie Lebensmittel günstiger machen. Da sich in den nächsten Jahrzehnten die globale Agrarproduktion verdoppeln muss, ist höhere Effizienz ein wichtiger Faktor. Nicht nur muss eine wachsende Erdbevölkerung ernährt werden, auch die steigenden Ernährungsansprüche der wohlhabenden Verbraucher wollen bedient werden. Zusätzlich steigt die Nachfrage nach Biobrennstoff.
Aktiver Umweltschutz durch nahtlose Lieferketten
Nahtlose Lieferketten mit weniger Verlusten sind aktiver Umweltschutz, denn der Agrarsektor hat einen Anteil von 14 Prozent an den Klimagasen und von 70 Prozent am Frischwasserverbrauch. Aktuell steht die Erhöhung der Lebensmittelproduktion auf Platz 1 der Agenda, als nächstes steht der Kampf gegen die Verschwendung durch Zeitverlust und Lieferprobleme an.
Leichterer Marktzugang, bessere Infrastruktur und effizientere Grenzabfertigung
Wichtig sind leichterer Marktzugang, bessere Transport- und Kommunikationsinfrastruktur, effizientere Grenzabfertigung und höhere Investitionen in die Lebensmittelverarbeitung vor Ort. Einfache Lösungen wie moderne Transportcontainer aus Plastik verringern in Indien die jährlichen Ernteverluste spürbar. Unternehmen können mit verbesserten Lieferketten die Beziehungen zwischen Landwirten und Verbrauchern verbessern und zugleich ihre Nachhaltigkeits- und Wachstumsziele erreichen.
Teure Zölle für Automobilhersteller
In der Geschichte der international sehr wettbewerbsintensiven Automobilindustrie spielen einerseits Protektionismus und andererseits der Wunsch nach Globalisierung eine große Rolle. Noch heute sorgen Zollschranken, Importsteuern und komplexe gesetzliche Auflagen den Automobilhandel. Allein die Zölle summieren sich weltweit auf 50 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
Komplexen Grenzübergang und Exporthürden entschärfen
Internationale Lieferketten und divergierende gesetzliche Vorschriften sind durch die Welthandelsorganisation und andere Institutionen weniger kostenreich und einheitlicher. Nun sind subtilere Handelshindernisse, wie der komplexe Grenzübergang und Exporthürden, zu beseitigen.
Viele verschiedene Handelshindernisse
Es gibt viele Handelshindernisse. So werden beim Grenzübergang nach Russland fast alle Transporter genau gewogen, wobei kleinste Gewichtsabweichungen Verzögerungen nach sich ziehen. In der EU und den USA unterscheiden sich die Sicherheitsstandards, was eine Belastung für die Autoindustrie und keinen Nutzen für die Verbraucher darstellt. Eine Koordination dieser Standards würde enorme Kosteneinsparungen nach sich ziehen, etwa durch die Reduzierung der Produktlinien für Licht, Türschlösser, Bremsen und Steuersysteme.
(Quelle: http://www.bain.de/press/press-archive/enabling-trade-from-valuation-to-action.aspx)