Der börsennotierte deutsche Mittelstand muss zunehmend auf deutsche institutionelle Investoren wie Publikums- oder Spezialfonds verzichten, wie die Studie „Wem gehört der börsennotierte Mittelstand? Update 2015“ von der cometis AG und der Ipreo Ltd. Zeigt. Für die Studie wurde die Aktionärsstruktur der in den drei Nebenwerte-Indizes MDAX, SDAY und TecDAX notierten Unternehmen untersucht. Zum Ende des dritten Quartals 2014 hatten deutsche Investoren nur noch einen Anteil von 17 Prozent am institutionell gehaltenen Streubesitz aller MDAX-Unternehmen. Beim SDAX liegt der Anteil stabil bei 23 Prozent, beim TecDAX sind es nur noch 26 Prozent, während die nordamerikanischen Investoren einen Anteil von 30 Prozent haben.
Weitere Ergebnisse der Studie zu den Investoren des börsennotierten Mittelstands
Die Studie ist eine Aktualisierung der Studie vom Januar 2014. Neben neuem Datenmaterial finden auch asiatische Investments schwerpunktmäßig Berücksichtigung. Die Studie zeigt u. a., dass es beim „Strategischen Anteilsbesitz“, zu dem auch Ankerinvestoren wie Familien, Unternehmen und Private Equity-Gesellschaften gehören, in allen drei Indizes einen Rückgang gab. Der MDAX lag nach dem dritten Quartal 2014 nur noch bei 34 Prozent. Im institutionellen Streubesitz liegen deutsche Investoren bei MDAX- und SDAX-Werten auf Platz 3 hinter nordamerikanischen und britischen/irischen Aktionären. Mit knapp 2,9 Mrd. Euro liegt Capital World Investors gerade noch der größte Investor im MDAX vor dem norwegischen Staat. Summiert man MDAX, SDAX und TecDAX liegt der norwegische Staat mit 3,9 Mrd. Euro an Investitionen auf Platz 1. Index-Fonds (der drittwichtigste Investment Style) findet man insbesondere im MDAX (14 Prozent) und TecDAX (11 Prozent). Daher kann ein Ausscheiden aus dem Index auch bei Small- und Midcaps in deutlichen Kursverwerfungen resultieren. Die Gewinnaussichten im TecDAX sind positiv, da die Growth-Investoren die Value-Investoren von Platz 1 verdrängt haben. Die einzigen nennenswerten nicht-strategischen Investoren aus Asien in MDAX-Unternehmen sind die Staatsfonds Temasek und GIC aus Singapur. Das Potenzial bei institutionellen asiatischen Anlegern für Investitionen in deutsche Mittelstandsunternehmen ist aktuell eher gering. Die wichtigsten Roadshow-Ziele gemäß investiertem Volumen der Fondsgesellschaften vor Ort sind London, Frankfurt und Paris bzw. New York. Bei keinem der drei Indizes gibt es ein Top 10 Roadshow-Ziel, das nicht in Europa oder Nordamerika ist.
Identifizierung und Steuerung der Aktionärsbasis ist optimierungsbedürftig
Gerade Small- und Midcaps, also der börsennotierte Mittelstand, greifen noch nicht auf alle Instrumente zur Identifizierung und Steuerung der Aktionärsbasis zu, womit sie vor allem bei anstehenden Kapitalmaßnahmen wertvolles Potenzial verschenken. Der Fokus der Investor Relations sollte auf der detaillierten und frühzeitigen Analyse der eigenen Aktionärsstruktur und der Peer Group liegen. Der Kern hiervon sind die einzelnen Investoren, ihre regionale Herkunft und der verfolgte Investment Style. Zusätzlich trägt dies zum effizienten Ressourceneinsatz z. B. bei der Durchführung von Roadshows bei. Im asiatischen Raum haben z. B. nur wenige Destinationen Potenzial. Dieses Wissen erhöht auch die effektive Steuerung der eigenen Banken und Broker.
Weltweit hohes Interesse an deutschen Unternehmen
Die internationale Diversifikation der Aktionärsstruktur im deutschen Mittelstand ist ein Beleg für das global hohe Interesse des Kapitalmarkts an deutschen Unternehmen. Eine noch gezieltere, aktive Ansprache an Investoren unterstützt die Einflussnahme auf die Aktionärsstruktur. Das bietet auch einen höheren Schutz vor feindlichen Übernahmen.